©Sebastian Kissel AKJ
Der Deutsche Jugendliteraturpreis 2024 geht an das Kinderbuch ...
Jurybegründung
Obwohl der junge Ich-Erzähler ungern in der Natur ist, muss er in den Ferien ins Waldcamp. Er ist still. Ein Außenseiter. Mit im Camp ist Jörg. Seine etwas nerdige Begeisterung für Natur trägt ihm in der Gruppe eine Form der Ausgrenzung ein, die mit Gleichgültigkeit nichts zu tun hat. Was Jörg erleben muss, ist brutales Mobbing. Beschämt beobachtet der Erzähler seine eigene Erleichterung darüber, nicht selbst das Opfer zu sein. Verschont zu bleiben. Nur zögerlich verlässt er seine Beobachterrolle. Ein Wolf, der ihm in variantenreichen Träumen begegnet, setzt seinen inneren Konflikt metaphorisch kraftvoll ins Bild.
Aus der Perspektive eines Zuschauenden, der Mobbing geschehen lässt, ohne einzuschreiten, entfaltet Saša Stanišić ein ebenso spannendes wie bedrückendes Geschehen. Mit alltagsnaher Erzählsprache, die trotz des Themas bestechend komisch und wortwitzig ist, werden die Leser:innen nah herangeführt an Fragen danach, was eigentlich zu Mobbing führt. Autor und Erzählfigur erweisen sich als scharfe Beobachter des Sozialen: Das vollständige Versagen des pädagogischen Personals wird genauso erfahrbar gemacht wie die aus dem Nichtstun resultierende Scham. Regina Kehns scharf konturierte Illustrationen in Schwarz-Gelb lassen ein vielschichtiges Text-Bild-Geflecht entstehen und geben Impulse zum Nach- und Weiterdenken.
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